Chance vertan! - Das neue integrative Parkraumkonzept für Münster
Die Beschlussvorlage zum integrierten Parkraumkonzept beginnt erwartungsvoll. Von Aufenthaltsqualität und Klimaresilienz ist die Rede, von Begrünung, sicherem und barrierefreiem Fuß- und Radverkehr. Ernüchternd lesen sich dann jedoch die Maßnahmen.
Neben der Ausweitung des Bewohnerparkens sollen zusätzliche Parkplätze für Privat-Pkw auf Kundenparkplätzen und dem Uniparkhaus am Coesfelder Kreuz entstehen. Zusätzlicher Parkraum schafft jedoch zusätzlichen Bedarf und einen weiteren Anstieg des Pkw-Bestands in Münster, der bisher immer noch deutlich stärker steigt als deren Einwohnerzahl. Klimawirksam wäre es, wenn die Flächen für den ruhenden Verkehr deutlich und kontinuierlich reduziert würden. Das ist im Parkraumkonzept nicht im nennenswerten Maße erkennbar.
Lediglich in der letzten von elf Maßnahmen ist eine Parkraumreduktion erkennbar. Dort heißt es:
„Die sukzessive Sicherung von Gehwegbreiten, Einmündungen und Querungsstellen in Bezug auf Barrierefreiheit, Einsehbarkeit und Vermeidung von Falschparken geht mit einer Ordnung des Parkraums einher und soll durch Beschilderung, Markierungen sowie dauerhafte, bauliche Maßnahmen wie Poller und Fahrradbügel hergestellt werden.“
Das klingt auf den ersten Blick gut, denn es schafft Platz und mehr Sicherheit für Zufußgehende und Radfahrende, auf den zweiten Blick fehlt jedoch das Konkrete: Keine Mindestgehweg-, oder Fahrspurbreiten, keine Hinweise darauf, wie der Parkraum geordnet werden soll und keinen Umsetzungszeitraum.
Was gibt es noch?
90 neue Carsharingplätze. Das ist postiv, wirkt aber eher wie „der Tropfen auf den heißen Stein“ für die Größe des Untersuchungsgebiets, das immerhin die Fläche des 2. Tangentenrings einnimmt, einschließlich des Südviertels.
Das Parkraumkonzept ist alles in allem unambitioniert und mutlos, es fördert immer noch den Kfz-Verkehr mehr als andere verträglichere Verkehrsarten und es ist unvollständig.
- Was ist mit dem Fahrradparken im Bahnhofsbereich?
- Wo wird Kfz-Parken verdrängt für alternative Nutzungsangebote, wie Begrünung, Bäume, Sitzgelegenheiten etc. (außer hoffentlich beim Pilotprojekt Kreuzkirche)?
- Was ist mit dem “gesicherten Fahrradabstellen am Wohnort“? Gerade Nutzer:innen von hochwertigen Fahrrädern die keine ebenerdige Unterstellmöglichkeit auf dem Wohngrundstück haben, brauchen sichere, komfortable und überdachte Fahrradstellplätze. Die dürfen auch ein paar Meter entfernt sein.
- Was ist mit Fahrradparken an besucher:innenintensiven Einrichtungen, wie wichtigen Einzelhandelsstandorten, universitären Einrichtungen oder Veranstaltungsorten?
Das Parkraumkonzept hätte ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz sein können. Es schafft für umweltverträgliche Verkehrsarten zu wenig Platz und bietet zu wenig Anreiz um das Vorhalten von privatem Kfz-Besitz überflüssig zu machen. Und nicht zuletzt: Es fehlt ein zeitliche Umsetzungsperspektive. Die eingangs gehegten Erwartungen werden leider nicht erfüllt! Schade!
Die Stellungnahme vom Verkehrswendebündnis - federführend erstellt von Joachim Bick – gibt es hier zum Download,
Die Beschlussvorlage findet Ihr im Ratsinformationssystem.