Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Sendenhorst

ADFC Clubabend am 23.11.2022: Verkehrswende - Klimawende

Brauchen wir eine Art ökologisches Kriegsrecht um diese Ziele zu erreichen?

Ein Diskussionsbeitrag von Dr. Andrej Jentsch (Energiesystemspezialist).

Dr._Andrej_Jentsch (Energiesystemspezialist)
Dr. Andrej Jentsch (Energiesystemspezialist) © Dr. Andrej Jentsch

Der vom Menschen verursachte Klimawandel stellt ein existenzielles Risiko für die menschliche Zivilisation dar: ein negatives Ergebnis, das intelligentes Leben entweder auslöschen oder sein Potenzial dauerhaft und drastisch einschränken wird, wenn die Kohlenstoffemissionen nicht rasch reduziert werden. Die derzeitigen Prozesse stellen weder die Geschwindigkeit noch das erforderliche Ausmaß des Wandels bereit. [Spratt et. al: What lies beneath, 2019]

 

Die Erderwärmung ist zu 99,9999% menschengemacht

Die harten Tatsachen der Klimakrise: Wenn die Erderwärmung auf unter 1,5 °C begrenzt werden soll, muss der Großteil der fossilen Brennstoff-Vorkommen im Boden bleiben. [https://350.org/de/wissenschaft/].
D.h. auch: Radikale Verkehrswende so schnell wie möglich.

Wie bleiben wir unter 1,5°C Erderwärmung? Business as usual?

• Im Verkehr und anderen Sektoren (wie Wärme) absolut nicht zielführend

• Eine neue Geschichte, ein anderes Narrativ muss her?

Ich fühle mich für meine Kinder / Enkelkinder verantwortlich

Klimawandel als Weltkrieg gegen die Zukunft

Die Erderwärmung ist zu 99,9999% menschengemacht. [45 Erschreckende Statistiken zur globalen Erwärmung (UPDATE 2022) (petpedia.co)]. Wenn Klimawandel die Menschheit auslöschen kann, so kann die Erderwärmung als „Kriegsgegner“ angesehen werden. Der Kampf gegen den Klimawandel wäre demnach ein Weltkrieg. Die Opferzahlen könnten bis zu 8 Milliarden Menschen betragen. Der Gegner ist Verhalten, welches die Erderwärmung begünstigt. Wir kämpfen damit gegen unsere eigene Zukunft. Dieses muss „besiegt“ werden.

Möglichkeit: Ökologisches Kriegsrecht

Das ökologisches Kriegsrecht könnte darauf basieren, dass darin das im Rahmen ökologischer Grenzen erlaubte Verhalten geregelt wird. Dabei würden, wie im Kriegsrecht, dem Bürger bestimmte, ökologisch-relevante Freiheiten (z.B. zur Treibhausgas-emissionen (THG) über ein bestimmtes Maß) entzogen oder effektiv eingeschränkt. Darüber hinaus, könnten Maßnahmen verordnet werden, die durchgeführt werden müssen, um auf dem 1,5°C Pfad zu bleiben.

Wollen wir potentiell Milliarden von Menschen opfern oder radikal handeln?

Konsequenzen: Ökologisches Kriegsrecht

Einschränkungen des Konsums von materiellen Gütern und Energie. Erzwungene Priorisierung der Produktion von Energiewendegütern. Dämmstoffe, Windräder, etc. Erzwungene Priorisierung von Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion, z.B. Fahrrad statt PKW für Strecken unter 5 km. Verpflichtende Häuserdämmung!

Persönlicher Effekt: Ökologisches Kriegsrecht

Leben auf Reduzierung des Klimawandels ausrichten, bis er gestoppt ist. THG minimiert leben. Rest-THG kompensieren. Radfahren – idealerweise ohne E – so oft es geht. Frage: Wollen wir potentiell Milliarden von Menschen opfern oder radikal handeln? In wie weit ist jeder Einzelne von uns schuld an der Entwicklung? Was kann jeder Einzelne tun? Beispiele: [https://www.3fuersklima.de]

Nach dem interessanten Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an, die hier nur mit vier Sätzen komprimiert wiedergegeben wird:

- Es gibt kein Recht im Unrecht

- Es gibt auch kein schwarz/weiß sondern wie immer viele Grautöne in der Entwicklung

- Die Zukunft kann sich nicht währen

- Ich fühle mich für meine Kinder / Enkelkinder verantwortlich

Fazit: Es verhält sich ähnlich wie bei Voruntersuchungen oder beim Impfen, wir handeln dabei für die Zukunft, ohne zu wissen, ob unsere Annahmen / Befürchtungen wirklich eintreten werden und nehmen dafür Impfrisiken und Kosten in Kauf.
Besser wir handeln sofort radikal zu Gunsten des Klimas, auch wenn wir später feststellen könnten, dass es nicht so schlimm gekommen ist, als wenn wir einfach warten und den Kollaps der Zivilasation riskieren.


https://sendenhorst.adfc.de/neuigkeit/adfc-clubabend-am-23112022-verkehrswende-klimawende

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